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Einige Notizen zur Ästhetisierung von Technologien im Futurismus und der neueren 
Science Fiction
		 
  
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Inwiefern unterscheiden sich "Technik" und "Kultur"? Wo beginnt der Bereich der 
Technologie, wo derjenige der Kunst? Ist dies, ob der gewichtigen Probleme, die sich 
über die tiefgehenden technologischen Umbrüche und "Folgewirkungen" stellen, nicht eine 
müssige Frage?
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Dass Technologien gesellschaftliche Strukturen und Lebenswelten weitreichend verändern, 
ja gar substantiell bedrohen, darüber scheint auch bei sonst gegensätzlichen 
Standpunkten weitgehend Einigkeit zu bestehen. Ebenso wird das Verabschieden einer 
maschinenorientierten Industriegesellschaft gemeinhin als eines der weitreichendsten 
Elementen des sozialen Wandels aufgefasst. Meint in Anbetracht dieser Bedeutungsschwere 
die Frage nach der Ästhetisierung der Technologien nicht bloss eine Frage nach der 
beschönigenden Oberfläche? Eine möglicherweise falsche Frage nach dem Ornamentalen, das 
den Blick vom Wesentlichen auf das bloss Gefällige lenken will?
 
Indes: Kunst und Technik waren lange Zeit nicht zu trennen. Die griechische techne 
bezeichnete sowohl Kunst wie auch spezifische Fertigkeiten, also "Techniken". Dass ein 
Mensch sich als "Künstler" bezeichnete, war lange Zeit schlicht nicht vorstellbar.(0) 
Herstellung von etwas war immer schon Kunst, wie sich am Beispiel der Architektur, die 
weder "reine" Technik noch "blosse" Kunst ist, unschwer erkennen lässt. Dass der Aspekt 
der techne ob dem oft beschworenen Gegensatz von Technik und Kultur keineswegs 
verschwunden ist, hat zu Beginn dieses Jahrunderts der Futurismus als eine der ersten 
Avantgarde der Moderne nachhaltig gezeigt.
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Inwiefern das Technologieverständnis und die Ästhetik des Futurismus in aktuellen 
kulturellen Bewegungen wieder auftauchen, die mit einem Kult um "Cyberspace" und 
"Cyborg" inzwischen wesentliche Deutungen der Gegenwart liefern (mit "Cyberspace", 
"Matrix", "virtuelle Realität" seien nur einige der Begriffe genannt, die im 
wesentlichen von der Science Fiction geprägt sind) ist keineswegs einfach zu 
beantworten. Indessen stellen gerade diese beiden "Ästhetisierungswellen" von 
Technologien die Frage nach dem Gehalt einer immer wieder hochgehaltenenen Bedrohung 
der kulturellen bestimmten Lebenswelten durch eine Unterwerfung unter technologische 
Rationalität.
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Welt ohne Mondschein: der Futurismus
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Bevor sich eine eigentliche futuristische Kunst oder Literatur abzuzeichnen begann, 
hatte sich die futuristische Bewegung bereits als ein karnevaleskes Spektakel in den 
grösseren Städten inszeniert, was dem Futurismus durchaus den Charakter einer "sozialen 
Bewegung" verlieh. Die Anfänge der futuristischen Avantgarde sind denn nicht unbedingt 
in einem gewissermassen "paradigmatischen Kunstwerk" zu suchen, das ein neues 
kulturelles Verständnis einleitete, sondern in einem 1909 von F. T. Marinetti 
verfassten Manifest. In dieser Schrift beabsichtigte der Literat "eine systematische 
Denunziation des Antiken, des Alten, des Langsamen, des Gelehrten".(1) Auf kultureller 
Ebene war es vornehmlich die etablierte Kunst der Akademien und Museen, gegen die sich 
die futuristische Bewegung wandte. Nach Ansicht der Futuristen hatte sich diese von der 
Lebenswirklichkeit längst entfernt. Gegen die "romantische Doktrin des 
‘Organischen’",) der verklärten Natur, artikulierte Marinetti "... eine 
enthusiastische Glorifizierung der wissenschaftlichen Entdeckungen und des modernen 
Mechanismus".
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Die moderne Technologie faszinierte insbesondere in ihren neuen Möglichkeiten, Zeit und 
Raum über maschinengetriebene Fortbewegungsmittel zu überwinden. "Zeit und Raum sind 
gestern gestorben", schrieb Marinetti mit unverhohlenem Pathos, "wir leben bereits im 
Absoluten, denn wir haben schon die ewige gegenwärtige Geschwindigkeit geschaffen". Die 
Naturverherrlichung der Romantik, des Symbolismus und Ästhetizismus wurde lediglich 
noch mit Verachtung begegnet. Dem "Mondschein" war "der Tod" angesagt. Diese radikal 
umgestalteten Lebensverhältnisse, welche die Futuristen zu begreifen und zu 
ästhetisieren versuchten, erforderten indes auch eine neue Auffassung des menschlichen 
Wesens. Der Mensch bildete nun keineswegs mehr ein Gegensatz zur Maschine, sondern eine 
enge Verwandtschaft wurde offenbar. Die "Verschmelzung von Kunst + Wissenschaft, 
Chemie, Physik, beständiges Feuerwerk, bringen unerwartet das neue automatisch 
sprechende Wesen hervor, das schreit und tanzt", wird in einem weiteren Manifest dieses 
neue Maschinenwesen umrissen - ein Wesen, das sich mimetisch der Kraft und Energie der 
Lokomitiven, Dampfmaschinen und Fabriken der Industriegesellschaft annähert. Damit sah 
der Futurismus "die Ära der grossen mechanischen Individualität angebrochen", die ein 
anderes Menschenbild in Anlehung an die Ästhetik, Logik und Energie der Maschinen des 
Industriezeitalters umfassen sollte: "Der für eine allgegenwärtige Geschwindigkeit 
geschaffene ahumane und mechanische Typus", so erwartete ein weiteres Manifest, "wird 
natürlich grausam, allgegenwärtig und kampfbereit sein". Hierin kommt in der Bewegung 
auch ein bis zum Exzess gesteigerter Vitalismus zum Ausdruck, der unter mechanischer 
Panzerung nichts anderes als die Sehnsucht nach der Negation von allem, seiner 
Zerstörung verbirgt. Der Krieg erscheint letztlich als die "einzige Hygiene" der Welt.
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Eine Ästhetik des technologischen "Schocks"
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In dem Versuch, "auf brutale Weise das Leben in die Kunst einzuführen", in der damit 
einhergehenden Negation der etablierten kulturellen Ordnung, darf der Futurismus 
geradezu als Idealbild einer avantgardistischen Bewegung betrachtet werden, die mit 
ästhetischer und politischer Programmatik eine sich verselbständigende kulturelle 
Sphäre wieder mit der Realität veränderter Lebensverhältnisse konfrontieren wollte. Die 
futuristische Avantgarde bediente sich dabei der rhetorischen Mittel des 
Schockierenden, des Karnevalesken, der "ästhetischen Usurpation", die die harmonischen 
Verklärungen der romantischen Kultur ironisch mit einer dagegen gewendeten Verklärung 
des Maschinellen, der Technologien zerstört. Der veränderten Lebenswirklichkeit näherte 
sich der Futurismus indes nicht über realistische Darstellungen, sondern über den 
Versuch einer mimetischen Annäherung an die Logik des Maschinellen. Die Ästhetisierung 
konnte nicht als eine realistische Repräsentation erfolgen, die einer überkommenen 
Kunstauffassung entlehnt wäre, sondern mussten sich auch in der Form der 
Geschwindigkeit, der Fragmentierung an das industrielle Zeitalter angleichen.
                  |   
Für den Literaturwissenschafter Peter Bürger ist es gerade das Ziel avantgardistischer 
Projekte, Kunst von einer verselbständigten, folgenlosen Ästhetik in die "Lebenspraxis" 
zurückzuführen.(3) Diese Rückführung gestaltet sich jedoch keineswegs in Form einer 
pädagogischen, aufklärerischen Offensive, eher könnte sie entlang der Arbeiten Walter 
Benjamins als eine Form eines "ästhetischen Schocks" begriffen werden, der eben die 
verhüllende und verklärende "Aura", die die Gesellschaft mit dem Natürlichen und der 
hohen Kultur versöhnen wollte, zertrümmert.(4) Benjamin diskutiert eine "Ästhetik des 
Schocks", wie sie etwa der Surrealismus zelebriert, als eine Kritik an der Auffassung 
der Kunst als etwas homogenes, monolythisches, das gleichsam losgelöst über der 
Gesellschaft schwebt. Über einen karnevalesk inszenierten ästhetischen Schock wird 
dieser Schein ebenso zerstört wie die harmonische Vorstellung einer mit sich selbst in 
Einklang stehenden Gesellschaft.(5) Von ihren anarchistischen, dekonstruktivistischen 
Anfängen wandte sich die futuristische Bewegung indes zusehends ab und hob das Begehren 
nach Zerstörung immer stärker hervor, eines Begehrens, das letztlich seine Aufhebung in 
jener politischen Bewegung fand, welche die maschinell-industrielle Vernichtung auf 
alle Bereiche des Lebens am nachhaltigsten durchsetzte.
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Das Ende der Humanoiden - die Ästhethisierung von Technologien in der neueren 
Science Fiction
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In mancher Hinsicht gleichen aktuelle kulturelle Bewegungen, die um einen eigentlichen 
"Cyber" - Kult die neuen Technologien als Bestandteil alltäglicher Lebenspraxis 
ästhetisiert, in ihrem Impetus durchaus der futuristischen Avantgarde. Diese neue 
Bewegung ist in ihrer formalen und inhaltlichen Ausgestaltung am ehesten in der Science 
Fiction - Literatur zu erkennen, die selbst Funktion der Extrapolation technologischer 
Entwicklungen, von marginalen kulturellen Milieus gepflegt, aufgegeben hat und sich zum 
Ort der literarischen Auseinandersetzung mit dem Gegenwärtigen gewandelt hat. 
Entstanden ist diese Bewegung wahrscheinlich aber in der Pop Musik.(6) In Abgrenzung 
des Idealismus und Romantizismus der Protestkultur der 68er Bewegung und des 
Hippiekults artikulierte sich eine Kultur des technoiden, nihilistischen New Wave und 
Punk, des "No Future". Während sich die Protestsongs der 60er und 70er Jahre noch mit 
akkustischer Gitarre und nach Liederbuch gemeinsam in freier Natur singen liessen, war 
New Wave und Punk ohne Elektronik, ohne geballte Kilowatts elektronischer Verstärkung 
nicht denkbar. Elektronik, jenes neue Element des technologischen "Wandels", war flugs 
keineswegs ein äusserliches, bedrohendes Element der Protestkultur mehr, sondern 
Bestandteil der ästhetisierten Lebenswelt selbst. Literarisch fand diese Bewegung ihren 
Ausdruck in einer neueren Welle von Science Fiction Stories und Romanen, die bald ein 
breiteres "Lebensgefühl" ausdrückten. Cyberpunk, ein Kunstwort aus der Verbindung von 
cybernetic und punk, Cyborgs, wiederum gebildet aus cybernetic und organism sowie 
Cyberspace, ein Begriff, der Computertechnologie mit sinnlich wahrnehmbaren Raum 
verbinden will, werden zu Leitmetaphern einer neuen kulturellen Bewegung, die sich 
gegen die "anti-artifizielle, antitechnische Ästhetik der Gegenkultur" der siebziger 
Jahre wandte und das Element des Sprachlichen, des Codes, der kybernetischen 
Informationsverarbeitungen über dasjenige des a priori existierenden Natürlichen 
stellt.(7) Wie der Futurismus wollen die Manifestationen des Cyberpunk und der Science 
Fiction Kultur die etablierte kulturelle Ordnung, die sich von der Realitätswahrnehmung 
entfernt hat, unterwandern und Technologien als Bestandteil und nicht als ein Aussen 
der Lebenswelt verstehen. In einem der Manifeste, welche diese Science 
Fiction-Bewegungen begleitete, schreibt Bruce Sterling, einer der Apologeten der 
Bewegung:
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"The cyberpunks are perhaps the first Science Fiction generation to grow up not only 
within the literary tradition of Science Fiction but in a trurely 
science-fictional-world." (8)
                  |   
Die literarische Funktion des Science Fiction wandelt sich unversehens von blosser 
wissenschaftlich begründeter Fiktion zur Benennung des alltäglichen Lebens. William 
Gibson, dem die Rolle eines Gründers des Cyberpunk-movements zugesprochen wird, 
formuliert dies ähnlich wie Sterling: "Readers who think that Science Fiction is 
‘about’ future are naive - people have to live with things far grimmer and stranger 
than what’s found in the most Science Fiction. This is the future."(9)
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Gemeinsamkeiten und Differenzen in der Ästhetisierung des technologischen Schocks
                
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Sowohl der Futurismus wie der Cyberpunk fassten sich gegen eine Verklärung des 
"Natürlichen", gegen eine von Romantik verbrämten Harmonie der Natur und menschlichen 
Gesellschaft. Beide Bewegungen nahmen die Technologie in ihren Darstellungen auf, um zu 
verwirren, um in einem semiotischen Karneval Eingefahrenes zu überwinden und eine als 
lebensfern empfundene "Kultur" umzugestalten. Auch die rhetorischen Mittel des 
Futurismus und des Cyberpunk gleichen sich in gewisser Hinsicht: über eine 
Ästhetisierung des technologischen Schocks, den das Industriezeitalter und die 
anbrechende "Informationsgesellschaft" gleichermassen bereiteten, soll versucht werden, 
die Lebenswelten neu zu begreifen. Dies bedarf aber beide Male einer Verabschiedung der 
etablierten kulturellen Ordnung, in der sich die Bewegungen nicht mehr repräsentiert 
sehen, die als "lebensfremd" empfunden werden. In karnevalesken Veranstaltungen, die 
den Futuristen wie die (Cyber)punks gleichermassen inszenierten, wird ihre 
"Weltfremdheit" ironisierend verabschiedet.
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Die Gemeinsamkeiten zwischen Futurismus und Cyberpunk erschöpfen sich indessen bald. 
Einerseits traten die Futuristen als Avantgarde auf, die beinahe manichäisch Neues 
zelebrieren und Altes zerstören wollte. Die neuere Science Fiction - Bewegung darf 
indessen unbestritten als Bestandteil einer kulturellen Postmoderne verstanden werden, 
die sowohl Konstruktionen wie "Neu" und "Alt" ebenso wie diejenige der Avantgarde 
verwirft (wobei offengestellt ist, wie Terry Eagleton dies vermutetet, ob die 
Postmoderne nicht selbst eine Form der Avantgarde darstellt).(10) Ein Kunstwerk oder 
eine literarische Arbeit hat nicht mehr den Anspruch auf Originalität, auf Wahrheit 
oder Echtheit, sondern baut als eine Art grosse Pastiche verschiedenste 
Äusserungsformen ein, nimmt Fragmente vergangener Diskurse und Ästhetiken spielerisch 
auf und verfremdet damit jeden Anspruch, etwas Kohärentes, Einheitliches zu 
repräsentieren. Ein weniger autoritärer Duktus im Umgang mit dem Anderen ist die Folge, 
der die "Führungsfunktion" einer kultureller Elite, wie sie im Avantgarde-Gedanken noch 
vorhanden ist, als obsolet erscheinen lässt. Die von Kitsch überfrachtete ausgiebige 
Darstellung eines Sonnenuntergangs am Meeresstrand in einem Schlüsselroman des 
Cyberpunk mag für einen solchen Umgang mit dem vergangenen Anderen stehen, welche die 
Science Fiction-Bewegung hinter sich gelassen hat. Die Szenerie frönt unverhohlen der 
Naturromantik - aber sie ist, wie kann es auch anders sein, bloss computertechnisch 
generiert. Das "Naturschöne" ist damit keineswegs verbannt, vernichtet, sondern in 
einem Tableau anderer Ästhetiken als ironisches Zitat nach wie vor möglich.(11)
                  |   
Vielleicht steht dieser respektlose Charakter der neueren Ästhetisierungen, der 
Organisches, Romantisches, zuweilen Mystisches unverfroren mit "rein" Technischem 
vermengt und vielleicht gerade deswegen mit autoritären politischen Programmen wenig 
anzufangen weiss, auch mit der Art der Technik zusammen, welche die Lebensverhältnisse 
bestimmt. Die Maschinen des Industriezeitalters forderten eine bestimmte 
hierarchisch-autoritäre Struktur der Produktion und Reproduktion, sie sind stets ein 
Aussen des menschlichen Körpers, können ihn mit roher Gewalt zerstören, vernichten. Die 
neuen kybernetischen Technologien arbeiten indes mit Sprache, dem ureigensten Mittel 
der menschlichen Lebenswelten, produzieren Information, verändern Wahrnehmung, 
Gedächtnis und drohen ob der Menge der Datenströme, Versuche der autoritären 
Festschreibung von "Sinn" und "Bedeutung" immer wieder zu unterwandern. Eine 
futuristische Utopie lässt sich vor dem Hintergrund dieser potentiell semiotisch 
subversiven Technologien kaum mehr artikulieren, nur ein verschmitztes Registrieren 
unzähliger Heterotopien. Ob damit lediglich die Anfänge der Ästhetisierung neuer 
Technologien dargestellt ist, sei dahingestellt, vielleicht taucht auch in dem 
Zeichengewirr der neuen Science Fiction Welt unversehens die Grimasse einer neuartigen 
autoritären Ordnung auf; zumal sich auch der Futurismus zu Beginn chaotisch, ironisch 
und dekonstruktiv gezeigt hatte. Diejenige technologische Ästhetik und 
gesellschaftliche Ordnung jedoch, die der Futurismus letztlich artikulierte, erscheinen 
einem "Helden" in einer Erzählung von William Gibson lediglich noch als "semitioscher 
Spuk", als Tag-Albtraum einer "perfekten", aber merkwürdig leeren, maschinellen 
Welt.(12)
		   |   
Was die eingangs gestellte Frage betrifft, nämlich nach dem Gegensatz von Kunst und 
Technologie: so scheint sie in der Tat falsch gesellt. In kulturtheoretischer und 
soziologischer Hinsicht erscheint die Kultur gemeinhin als bedrohte Exklave des noch 
Menschlichen gegenüber den unterwerfenden Mechanismen technischer Rationalität. Der, 
beinahe "hausmütterlich" aufzufassenden Aufgaben der Kultur, nämlich konsensfähige 
Deutungsmuster zu liefern und einer Sinnentleerung in der modernen Welt 
entgegenzuwirken, stehen in etablierter Theorie die kalten Mechanismen ökonomischer und 
technischer Rationalität gegenüber, welche die von kulturellen Verständigungsmustern 
notbehelfs zusammengehaltenen Lebenswelten zu unterwerfen drohen.(13) Technik oder 
Technologie werden stets als ein "Aussen" der Kultur betrachtet, eines Aussen, das 
wiederum die "Funktionen" der Kultur nachhaltig verändert, stört, oder gar 
unterwirft.(14)
		   |   
Bezeichnenderweise sind es gerade zwei kulturelle Bewegungen, welche die "Aporien" 
dieser "falschen" Gegensätze aufnehmen und über eine Ästhetisierung der Technik die 
problematischen Oppositionen hinterfragen, ja destruieren. Allenfalls müsste in der 
Sichtweise sowohl des Futurismus wie der neueren Science Fiction nicht von einer 
kulturellen Entfremdung durch die Technologie sondern gerade über die Kultur selbst 
gesprochen werden, die sich in einem zunehmenden Autonomisierungsprozess von den 
"konkreten" Lebensverhältnissen abgelöst hat. Die kulturellen Bewegungen, die eine 
Ästhetisierung der Technologie vornehmen, verwerfen, unterwandern und verunsichern 
damit etabliertes soziologisches Ordnungsdenken. Ihnen zu lauschen wäre auch eine 
Möglichkeit für das Verständnis des Gegenwärtigen. Schlussendlich ist noch niemand von 
einem Computer erschlagen worden.
		  |   
0 Vgl. hierzu die "klassischen" Ausführungen von Ernst Gombrich (Die Geschichte der 
Kunst, Belser, Stuttgart und Zürich, 1986, S. 29) über die "seltsamen Anfänge" der 
Kunst. 
		  |   
1 Vgl. zur Darstellung des Futurismus: Schmidth-Bergmann, Hansgeorg (1993): Futurismus. 
Geschichte, Ästhetik, Dokumente. Reinbek bei Hamburg: Rohwolt. Sowie: Appollonio, Umbro 
(1966): Der Futurismus. Manifeste und Dokumente einer künstlerischen Revolution 
1909-1918. Schauberg: DuMont. Diesen Werken sind auch die Zitate der einzelnen 
Manifeste entnommen.
		  |   
2 Vgl. zur kultursoziologischen Deutung des Futurismus: Hauser, Arnold (1988): 
Soziologie der Kunst. München: Beck, S. 724 ff.
		  |   
3 Bürger, Peter (1974): Theorie der Avantgarde. Frankfurt a. Main. Suhrkamp, S. 29.
		  |   
4 Vgl hierzu Benjamin, Walter (1997): "Die Zertrümmerung der Aura", in: Gesammelte 
Schriften I.2, S. 439 ff. Die Zetrümmerung der Aura wird hierin im Kontext einer 
technischen Reproduzierbarkeit des Kunstwerk betrachtet.
		  |   
5 Vgl. Zima, Peter V. (1995): Literarische Ästhetik. Tübingen und Basel: Francke, S. 
143 f.
		  |   
6 Vgl. zur Darstellung der Geschichte des Cyberpunk: Spinrad, Norman (1995): "Die 
Neuromantiker". Nachwort zu William Gibson: Neuromancer. Heyne: München. S. 349-366. 
Sowie: Sterling, Bruce, 1986, "Preface" in (derselbe)(Hrsg.): Mirrorshades. The 
Cyberpunk Anthology, New York, Arbor House, vii-xiv.
		  |   
7 Spinrad, a.a.O., S. 357. Zum Primat des Codes über die Natur vlg. Haraway, Donna 
(1995): Ein Manifest für Cyborgs." In: Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs 
und Frauen. Frankfurt a. Main, New York: Campus.
		  |   
8 Sterling, a.a.O, S. IX.
		  |   
9 Interview mit Willaim Gibson, zitiert nach Olsen, Lance (1992): William Gibson. San 
Berardino, California., S. 10f.
		  |   
10 Vgl.l zur Darstellung der Postmoderne in der ästhetischen Diskussion: Eagleton, 
Terry (1994): Ästhetik. Die Geschichte ihrer Ideologie. Stuttgart, Weimar: Metzler.
		  |   
11 Gibson, Neoromancer, a.a.O.
		  |   
12 Gibson, William (1994): "Das Gernsback Kontinuum", in (derselbe): Vernetzt. Johnny 
Mnenomic und andere Geschichten. Franfurt a. Main. Rogner & Bernhard.
		  |   
13 Vgl. Jürgen Habermas (1988): Theorie des kommunikativen Handelns. Zweiter Band. 
Frankfurt a. Main: Suhrkamp, S. 212 ff. und Jürgen Habermas (1969): "Technischer 
Fortschritt und soziale Lebenswelt", in (derselbe): Technik und Wissenschaft als 
‘Ideologie’, Frankfurt a. Main: Suhrkamp, S. 104 - 119.
		  |   
14 Die Tatsache, dass die moderne Technik in die ursprünglichen Lebenswelten 
eingebrochen ist, stellt für Berger, Berger und Kellner gerade ein Bestandteil des 
"Unbehagens in der Modernität" dar. 
		  |   
15 Gleiches, wenngleich mit weniger apokalyptischem Duktus, lässt sich in Becks 
Beschreibung der "Risikogesellschaft" (Frankfurt a. Main: Suhrkamp, 1986, S. 324 ff.) 
nachlesen.
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